Kuhltur auf dem Land – bunt und laut
Letztes Wochenende wurde im Odenwälderischen Nonrod wieder das Nonstock Festival gefeiert! Und zwar wie auch die letzten drei Jahre in der ‚Farmers Edition‘ auf dem Röderhof am Ende des kleinen Fischbachtaler Ortsteils.
Schon in meinem Festivalrückblick 2018 habe ich über das besondere Konzept geschrieben, das auch dieses Jahr wieder neben der bunten Musik mit einer Kräuterwanderung, Yoga, örtlichem Posaunenchor, Flunkyball-Turnier, Poetry-Slam, Kurzfilmen und Talkrunden aufging. Die ländliche Aufmachung, das naturnahe Gelände und ein außerordentlich vielfältiges Kulturprogramm gaben dem Nonstock-Festival wieder diesen besonderen Charme, den es sich die letzten drei Jahre aufgebaut hatte.
Ein Punkt, weswegen mir das Festival besonders gefällt, ist der Fokus auf kleinere und vor allem regionale Künstler. Two Degrees, The Lads Back Home und Watch Me Rise sind alles Bands, über die ich bereits geschrieben habe und die Bestandteil der lokalen Szene sind. Und auch das Darmstadt Street Orchestra hat einen Namen in ihrer Stadt. Dass all denen hier eine Bühne gegeben wird, ist geil – und wichtig.
Eine weitere regionale Formation sind Bruder Hain und Terra Peace. Sie beweisen mit ihrem modernen Trap-Rap, dass wirklich jeder auf dem Nonstock Festival willkommen ist und der musikalische Horizont des Festivals weit über die Rock-Grenzen hinaus geht. Der regionale und auch familiäre Flair wird bei den zwei Darmstädtern genauso wie bei den drei eben genannten Bands spätestens im Publikum sichtbar, wo immer auch Freunde, Bekannte, Familie oder Nachbarn stehen und die Songtexte mitsingen.
Überraschungen waren für mich vor allem das achtköpfige Ensemble Mr. Jee-Jid und die Band Birds View. Erstere überzeugten mit jazzigen Liedern und dem wohl experimentellsten Sound auf dem Festival. Die sehr jungen Bandmitglieder von Birds View hingegen gaben auf der Wiesenbühne harten und rhythmisch interessanten Psychedelic Rock zum Besten. Ebenfalls psychedelisch angehaucht war die gerade aufstrebende Rock-Band Pabst. Nach vielen Shows im Ausland dieses Jahr, Auftritten auf der Fusion, dem Kosmos Chemnitz und einem kommenden Gig auf dem Sound Of The Forest sowie einer Tour mit Kadavar im November haben sie auch noch den Weg zum Nonstock Festival gefunden. Ihr Sound geht dabei auch irgendwie Richtung Indie mit einem Grunge-Grundcharakter. Gerne gesehen hätte ich noch die Waveland Gang, den Talk mit Sookee und das Werkstattgespräch mit Blick hinter die Kulissen von kleinen Festivals. Doch zumindest das Werkstattgespräch soll demnächst auf Spotify nachträglich angehört werden können.
Das Highlight war für mich auf jeden Fall die Metalcore-Band Of Colours. Ihr Debüt-Album ‚Entelechy‘ hat einen durchweg corigen Charakter, der (live erst Recht) unglaublich Bock macht. Doch zeichnet sich das Album auch durch emotionale Passagen aus. Neben dem dominierenden Screaming gibt es außerdem gelegentliche Clear-Einlagen und auch Breakdowns, Gitarren-Soli und sogar ein Blastbeat finden sich in den Songs der Frankfurter Band.
Insgesamt überzeugte das Nonstock Festival also wieder mit einem runden Konzept, einem sehr vielfältigen kulturellen und musikalischen Angebot, regionalen Künstlern und setzte mit Frittenbude und Sookee als Headlinern zudem noch ein klares politisches Statement nach links. Ich bin gespannt, wie sich das Festival weiterhin entwickeln wird und freue mich auf nächstes Jahr!