Authentischer Punk und Hardcore in die Fresse
Schnell, wild, laut — Bier über den Kopf schütten und durchs Publikum wälzen. So starteten Captain Capgras letzten Donnerstag in der Darmstädter Krone mit geilem authentischem Deutsch-Punk. Antifa-Annäher, Misfits-Shirt und ein gerufener, rauer Gesang, der ab und zu etwas vor dem Takt ist, durften da natürlich auch nicht fehlen. Etwas glatter kam die Band Fatzke daher. Ihr Punk, auch auf deutsch, zeichnete sich durch eine melodiösere poppig-rockigere Attitüde aus, die eher gute Laune als eine draufhängerische Anti-Haltung mit sich bringt. Raue Gesangsstimme, FCK-NZS-SHIRT, ein Song gegen Rechts und die allgemeine Spielweise hüllten das Ganze aber doch in einen, wenn auch softeren, Punk-Rahmen — Frau Ruth in hart könnte man vielleicht sagen.
The Tex Avery Syndrome aus Frankfurt überraschten mich dann ziemlich mit ihrer innovativen Musik irgendwo zwischen Deathmetal und Hard-/Metalcore. Auf ein Riff, das etwas langsamer auch von Black Sabbath kommen könnte, folgt ein harter, tiefer Screamgesang, nur um dann von einem Breakdown und danach wiederum von einer schnellen, treibenden Snear gefolgt zu werden. Auch Double Basses, Gitarrensoli und Tempiwechsel kommen in ihren Liedern vor. Die Band wirkt modern und doch gleichzeitig „traditionell“ durch ihre riffgeprägte Musik, die komplett auf Cleargesang verzichtet. Wirklich etwas Besonderes!
Letzte Band und Highlight des Abends sind dann 47 Million Dollars. Die gestandene Hardcore-Band aus Darmstadt hat seit 1999 bereits über 300 Shows gespielt, doch ist ihnen das anscheinend noch nicht genug. Nach zwei Jahren ohne Drummer, legte die Band nun wieder ordentlich los und ließ dabei viele der textsicheren Fans selbst die oftmals politischen, deutschen Texte in’s Mikrofon schreien. Mit einer Mischung zwischen schönem Oldschool-Hardcore-Punk, Metalriffs und Breakdowns legte die Band sich dabei auch bei ihrer Performance mächtig in’s Zeug (trotz ihres vorangeschrittenes Alters, wie sie mehrmals zu erwähnen wussten). Und so sorgte das ständige Hin- und Herwerfen des Mikrofons zwischen Sänger und Publikum und die bewegungsfreudige Crowd für eine lebendige Atmosphäre mit Underground-Charakter in dem kleinen Saal in der Krone.