Live auf der Bühne: Die Alternative Metal Band Are We Used To It aus Rodgau
Live auf der Bühne: Die Alternative Metal Band Are We Used To It aus Rodgau

Alternative Rock? Alternative Metal? Die Rodgauer Band über ihren vielfältigen Musikstil und die Hindernisse, vor denen man als Band in der Corona-Pandemie steht.


Ein Piano-Intro, unschuldige Gitarren- und Gesangs-Melodien, plötzlich Screaming – mal hoch, mal tief, mal fauchend. Dann ein Metal-Gitarrensolo, eine Spoken Word-Einlage im Emocore-Stil, am Ende noch ein Breakdown. Das Album „Losing Ground“ hat mich mit seiner innovativen Vielfältigkeit und dem steten Emocore-Unterton von Are We Used To It wirklich überrascht und ist nach der ersten EP von 2016 ein großer Schritt nach vorne. Etwa ein Jahr nach Release des Debutalbums spreche ich nun mit der Band im Interview.

 

Woher kommt ihr und wie sieht es in dieser merkwürdigen Zeit gerade mit eurer Band aus?

Robin (Vocals): Drei von uns kommen aus Rodgau, einer Wiesbaden und einer Lorsch. Aber weil wir in so einem kleinen Proberaumkomplex hier im Stadtteil Weiskirchen proben, sagen wir meistens, dass wir aus Rodgau kommen. Und ja, eigentlich stand bei unserer Band jetzt halt Programm an…

Bruno (Drums): Es war schon einiges geplant. Ganz groß war für uns vor allem das „Rock den Acker“-Festival. Das wurde jetzt zum zweiten Mal abgesagt, da waren wir eigentlich schon ziemlich heiß drauf. Im Sommer und Herbst hatten wir auch ein bisschen was vor; auch jemand Externes war schon in Planung, der uns an den Wochenenden ein paar Auftritte besorgen sollte. Aber dann mussten wir halt alles canceln.

Robin: Die Frage danach, wie man jetzt als Band plant, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wir arbeiten halt an neuem Material, das ist so die größte Aufgabe. Aber proben ist halt gar nicht. Ich weiß nicht, wie andere Bands das so machen, aber wir sind da schon ziemlich hinterher, nach diesen Auflagen zu gehen. Wir wollen uns auch keine Fehler erlauben, weil das letzten Endes halt auch kosten kann.

 

Eines eurer letzten Konzerte war 2020 Ende Februar noch im Schanz mit den lokalen Bands Farewell Spit und Red Veil, lieg ich da richtig?

Bruno: Genau, da war unsere Release-Show zum aktuellen Album. Und ein oder zwei Wochen später war dann glaube ich wirklich alles dicht. Wir hatten noch überlegt, ob unser Konzert überhaupt stattfinden kann oder darf, man war ja schon damals am Überlegen. Es war dann aber noch alles relativ normal. Danach war halt dann alles zu: Lockdown, wir dürfen uns nicht mehr sehen, alles abgesagt… Für den Abend unseres Releasekonzerts hatten wir aber noch ziemlich geiles Feedback bekommen und auch für uns war das ein riesen Highlight. Es war eine Bombenstimmung, auch wenn es natürlich viel Arbeit war. Aber das war Arbeit, die uns Spaß gemacht hat.

Um was geht es auf dem Album denn inhaltlich? Ich habe da ein paar Lyrics aufgeschnappt und zusammen mit so Titeln wie „I the Creator“, „Eye for an Eye“ oder „Not Your God“ einen christlichen Ansatz für möglich gehalten, oder liege ich da komplett falsch?

Robin: Nene. Also klar ist das alles immer eine Glaubensfrage, aber es bedeutet ja nicht immer gleich, an welchen Gott du glaubst, sondern es ist eher so eine kritische Betrachtung auf Religion und auch den Glauben an Geld und all den Scheiss. Mit meinen Texten stell‘ ich Gott also eher in Frage. Inhaltlich haben wir ansonsten nicht wirklich einen roten Faden. In einem Song spreche ich darüber, dass ich unzufrieden mit unserem Arbeitssystem bin, in dem wir einen großen Teil unseres Lebens damit verbringen müssen, arbeiten zu gehen ohne wirklich viel Zeit dafür zu haben, die Sachen zu machen, die man eigentlich erleben will. Ich meine, ich habe kein Problem damit zu arbeiten, aber es ist halt auch nicht das höchste Gut. Oder das Thema, sich immer auf einer Reise zu befinden, ohne dabei wirklich ein Ziel vor Augen zu haben, weil du nie weist, wo du tatsächlich hinwillst. Und auch um emotionale Probleme geht es auf dem Album. Die Songs „Eye For An Eye“ und „No King No Crown“ sind außerdem von Animes inspiriert.

 

Interessant, ja dieses Verspielte in den Melodien hat mich ja an so 2010er Pop Punk erinnert. Wie würdet ihr denn sonst so euren Musikstil beschreiben, was sind da so eure Einflüsse? Ihr seid ja wirklich sehr vielschichtig unterwegs, auch innerhalb eurer Songs.

Robin: Haha ja, Pop Punk hat mich auch sehr geprägt.

Bruno: Man kann wirklich sagen, dass jeder von uns fünf seinen eigenen Musikstil hat – jeder hört was komplett anderes. Und ich glaube genau das macht sich eben auch in den Songs bemerkbar.

Robin: Thorsten, unser Lead-Gitarrist, ist früher zum Beispiel sehr stark so eine progressive Tech-Metal-Schiene gefahren. Ich im Gegensatz dazu hör‘ dann halt liebend gern Punkrock, aber halt auch durchaus mal härtere Sachen. Da prallen wirklich Welten aufeinander.

Bruno: Ich komm‘ wiederum sehr krass aus dem klassischen Heavy Metal- und Power Metal-Bereich und das versucht man dann eben irgendwie mit einzubringen. Jeder gibt so sein Salz dazu, der andere gibt Pfeffer dazu… das ist einfach so entstanden. Aber wir haben das tatsächlich öfter, dass die Leute fragen: Was ist das jetzt eigentlich für eine Richtung? Ist es Alternative Rock? Ist es Alternative Metal? Wir überlegen da auch immer hin- und her und gucken, in welche Richtung wir uns so hineinversetzen können. Wir selbst können die Frage nicht wirklich beantworten, aber irgendwann haben wir gesagt, wahrscheinlich geht es eher so in Richtung Alternative Metal.

Robin: Mediocre Post Hardcore vielleicht? Mit Einflüssen aus alternativen Bereichen und Emocore. Keine Ahnung…

 

Was denkt ihr, wie es mit der Livemusik-Situation während und nach der Pandemie weitergehen wird?

Bruno: Also wenn wir dürfen, werden wir natürlich wieder am Start sein. Ich glaube aber auch, dass da dann erstmal wieder jede Band spielen will – egal ob kostenlos oder für eine geringe Gage. Da werden sich die Bands um die Slots schlagen.

Robin: Wir sind alle auf Entzug!

Bruno: Es ist wirklich ganz, ganz schlimm. Es fehlt einfach.

Robin: Und man braucht das ja auch. Wenn man pausenlos arbeitet und danach einfach nur nach Hause geht… Ich wills zwar eigentlich auch gar nicht sagen, aber ich befürchte fast, dass sich das alles bis zum Ende des Jahres durchziehen wird. Mindestens. Aber mal sehen, es wird sicherlich auch wieder Möglichkeiten geben, auch abseits von Livestreams Konzerte spielen zu können. Open Air, Abstandsregeln, Zäune und Stühle aufstellen, Bodenmarkierungen… Das alles lässt sich eigentlich schon aufziehen, aber – naja, es liegt nicht an uns.