8kids im Schlosskeller Darmstadt
8kids im Schlosskeller Darmstadt

Melancholische Härte im Schlosskeller Darmstadt


Eine Menge Leute auf engem Raum, Bier und eine nach meinem Geschmack viel zu niedrige Decke. Der „Schlosskeller“, in dem die Band heute spielt, wird seinem Namen allemal gerecht. Nachdem meine Freunde und ich die steile Treppe zum hiesigen Veranstaltungsort im Darmstädter Schloss-Gebäude hinuntergestiegen sind, befinden wir uns in einem mehrräumigen Trakt eines Gewölbekellers.

Die Band ist auf Tour. Mal wieder. Nach mehreren Tourneen durch Deutschland zusammen mit vielen verschiedenen Bands und einer Europatour mit der Ska-Punk-Band Rantanplan aus Hamburg sind sie dieses Frühjahr schon wieder auf Reisen durch das Land. An diesem Abend findet das Heimspiel der Reise statt —zusammen mit der Band Endokard spielen 8kids heute in ihrer Heimatstadt. Die drei Musiker können schon auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken, die sich sehen lassen kann – und das, obwohl ihr Debutalbum erst vergangenes Jahr erschienen ist.

Zusammen musiziert haben Hans und Jonas, die beiden Jungs der Band, schon lange. 2013 gegründet, startete das Projekt 8kids jedoch erst nach einem Neubeginn 2015 und mit Drummerin Emma so richtig durch. Mit der EP „Dämonen“ im Jahr 2016 und ihrem Album „Denen die wir waren“ im Jahr darauf kam die Band schließlich in Fahrt. Ihr Plattenlabel „Napalm Records“ ist eines der größten in der Szene und unterhält etliche bekannte Vertreter. 8kids standen inzwischen nicht nur mit Rantanplan und KPMFSPRT auf derselben Bühne, sondern auch mit Emil Bulls sowie To the Rats and Wolves.

Der Sound der Band lässt sich dabei als hart und melancholisch beschreiben. Ihre Musik ist Emo/Post Hardcore mit einem relativ glatten und vollen Charakter. Neben harten Gitarrenklängen bestimmt vor allem die Stimme des Sängers Jonas den Klang von 8kids. Mit einer Mischung aus Shouten und Screamen gibt er den Liedern der Band so einen markanten Charakter. Oft verfällt er hierbei auch in eine Art Sprechgesang. Gitarrist Hans unterstützt ihn dabei meistens mit Clean-Gesang in den Refrains, indem er seinen Kollegen doubelt. Besonders gut gefallen mir die Gitarren-Soli, welche in vielen Songs aus starken Tapping-Einlagen bestehen und sehr gut das harmonische Sound-Bild vervollständigen.

Es ist schon das fünfte Mal, dass ich 8kids live sehe. Anders als beispielsweise am Hessentag 2017 spielen sie heute in Darmstadt mit Bassisten. Da die Band eigentlich nur aus genannten drei Mitgliedern besteht, ist sie, abseits von sonstigen Einspielern, auf Playback angewiesen, solange sie nicht wie heute mit Gastbassisten spielt. Doch das stört wider Erwarten eigentlich gar nicht groß — durch Enthusiasmus und Leidenschaft erzeugen die Musiker:innen eine unglaublich geladene Energie mit der Performance. Diese wird auch heute mit großer Begeisterung beim Publikum aufgenommen und so findet in dem engen Raum vor der „Bühne“ ein guter Moshpit statt.

Ein weiterer Hingucker sind die deutschen Texte der Band. In den Hooks laden diese nicht zu verstrickt und mit Wiedererkennungswert zum Mitsingen ein. Gemeinsam mit den meist eher populären Song-Strukturen gehen die Songs der Band dabei gut in’s Ohr und wirken nicht allzu kompliziert. Dennoch ist die Musik der Band alles andere als langweilig; besonders Stimmung und Emotionen wissen 8kids gut zu vermitteln. Zu ihrem melancholischen Sound kommen gefühlsvolle Texte mit teilweise sehr persönlichen Themen. In ihrem Song „Zeit“ verarbeitet insbesondere Sänger und Gitarrist Hans eine gescheiterte Beziehung und das Thema Tod. In einem Interview mit rsd-Radio erklärt er, der Song sei eine Hommage an verflossene Liebe, verlorene Menschen und unterdrückten Kummer. „Alles löst sich auf“ hingegen thematisiert Endlichkeit mit einem persönlichen Bezug der Bandmitglieder aus ihrer Jugend. Die Mischung von ausdrücklicher Emotionalität in Musik sowie Text zeichnet also das Bild der Band.

Man merkt der Gruppe an, wie viel Spaß ihnen der Auftritt in ihrer Heimat bereitet. Das Publikum kennt die Texte gut und es wird nicht nur laut mitgesungen, sondern auch gut getanzt. Die besondere Härte der geshouteten Stimme und der Gitarrenklängen zusammen mit dem melancholischen Soundbild formen 8kids und machen sie gemeinsam mit ihren gefühlsvollen Texten und den harmonischen Tappings zu etwas wirklich Besonderem.