Geballter Mix aus Pop Punk und Hardcore in Egelsbach
Zum fünften Mal hat der ortsansässige Jugendverein vor ein paar Wochen das „Raus ausm Keller Festival“ in Egelsbach zwischen Frankfurt und Darmstadt gefeiert. Neben dem Bier-Pong-Turnier, einem mobilen Dönerstand und einer Wand zum Graffiti sprayen auf der Wiese des Jugendzentrums gab es vor allem eine sehr geile Auswahl an Bands, die es mir angetan hat…
Schon am Mittag bekamen Schülerbands die Möglichkeit, auf derselben Bühne ihr Können zu zeigen, auf der auch später die Headliner spielten. Mein erstes Highlight war dann die Band Apart From Us aus Frankfurt. Schon vorher war mir die Band durch Songs wie „Everything Feels the Same“ oder „Second Chances“ aufgefallen, die melodisch und mit dem nötigen Druck sehr nah an den Sound großer Pop-Punk-Bands herankommen. Definitiv eine der interessantesten Newcomer im Rhein-Main-Gebiet zurzeit.
Nach der melancholischen Punkband Lygo, welche vor allem durch ihre harten, deutschsprachigen Vocals auffallen, sorgten Skywalker aus Tschechien für den wohl härtesten Sound des Abends. Cleargesang und Screaming, melodische Parts und Breakdowns — mit ihrem Spagat zwischen Hard- und Metalcore überzeugten mich die Jungs auch dieses Mal wieder. Auf jeden Fall eine Hörprobe wert!
Am besondersten aber fand ich Watch Me Rise aus Frankfurt und die britische Band Trashboat. Erstere brachten mit ihrem Post-Hardcore auch diesmal wieder einen unglaublich emotionalen Auftritt auf die Bühne. Durch persönliche Texte und Zwischenreden, eine konstante Melancholie in Lyrics und Musik gepaart mit dem leidvoll harten Screaming der Vocals bringt die Band ihr persönliches Leid authentisch und kunstvoll an das Publikum heran. Watch Me Rise meistert dabei die schwierige Gratwanderung der Emo-Szene zwischen scheinheiliger und ehrlicher Musik komplett. Drummer Sven ist wie Sänger Josh beim Spielen die Ergriffenheit nicht zu verkennen — das Leid, getragen durch die Musik als Ventil, wirkt durch Authentizität und Härte ansteckend: Man leidet mit der Band. So muss Post-Hardcore, muss Kunst sein.
Krönender Abschluss des Abends war schließlich die Pop-Punk-Band Trashboat. Die bekannteste Band des Festivals gehört auch für mich zu den besten Beispielen gelungenen modernen Pop-Punks. Neben dem schönen melodischen Charakter des Cleargesangs steht die treibende Snear des Punks. Durch diese Power erinnert der Sound sogar gerne auch Mal an melodischen Hardcore. Songs wie „Shade“ vom Album „Crown Shyness“ oder vor allem „Strangers“ vom Album davor sind für mich absolute Lieblingssongs des Genres. Trotz der überraschend vielfältigen Single „Given Up“ dieses Jahr, die neben einer poppigen Hook eben auch Metal-Elemente und einen 16 Sekunden (!) anhaltenen Scream beinhaltet, brachte die Band zuletzt mit „Synthetic Sympathy“ wieder softere Sounds, welche für mich auch eher die Entwicklung der Band repräsentieren. Das Publikum kennt die Texte zumindest gut und so endet ein intensiver Tag voller mitreißender und harter Musik.
Insgesamt bin ich wirklich begeistert von dem kleinen Festival, das immer wieder mitten in der schnuckeligen hessischen Ortschaft stattfindet. Das Booking hat ein äußerst geschicktes Händchen bewiesen; Location, Leute und Äppler erledigen den Rest. Einzig die zwei Moderator:innen nerven zwischen den einzelnen Bands (wie bei fast jedem Festival…). Nichtsdestotrotz ist die Veranstaltung definitiv ein Muss für Szeneliebhaber und mit einer Abendkasse von gerade einmal 15€ auch noch extrem günstig. Ich bin zumindest nächstes Jahr garantiert wieder dabei.